Führung: Extremsituationen erfolgreich bewältigen (mit meinen Erste Hilfe Tipps)

Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter "gut führen", reduzieren Fehlzeiten und Belastungssituationen von Mitarbeitern.  Die Teams sind erfolgreicher und motivierter. Qualität und Ergebnis passen. Heute erhalten Sie einen meiner Lieblings-Literatur-Tipps einer außergewöhnlichen Führungs-Persönlichkeit - und was Sie als Chefärztin und Chefarzt davon übertragen können auf Ihren Klinik-Alltag.

Führung: Definition

Führung ist die Beeinflussung von Verhalten anderer, um ein Ziel zu erreichen. Führung bedeutet ein Leiten, und Vorgeben einer Richtung. Führungskompetenz bezeichnet die Eigenschaft und Fähigkeit einer Person, das Ziel festzulegen. Sowie eine Gruppe oder ein Team davon zu überzeugen, dieses Ziel in ein messbares Ergebnis umzusetzen.

Führen in Extremsituationen: Die "Endurance Expedition" von E. Shackleton

21 Monate waren er und seine Mannschaft gefangen im Eis. Major Sir Ernest Shackleton brach 1914 mit einem Schiff aus Südamerika auf, die Antarktis zu durchqueren mit über 1.500 Seemeilen / rd. 2.800 km als Trans-Antarktis-Expedition. Bekannt wurde diese Forschungsreise als "Endurance-Expedition", benannt nach seinem Schiff "Endurance".

Der Name hätte nicht besser gewählt sein können: Ausdauer, Durchhaltevermögen und Führungsqualitäten waren gefragt, als sie im Eis feststeckten. Wie Shackleton (1874 - 1922) Krisen mit knappen Ressourcen meisterte, Durchhaltevermögen zeigte, in der Kälte und Einöde der Antarktis den Teamgeist förderte, und durch ein persönliches Vorbild führte. Eine interessante Analyse der Überlebens- und Führungsstrategien unter extremen Bedingungen.

Shackletons Führungskunst

Nach wenigen Wochen bereits sitzen die Männer fest im Packeis. Ein paar Monate später wird die "Endurcance" vom Packeis zerdrückt. Hier zeigten sich die außergewöhnlichen Führungs-Qualitäten von Shackleton. Während sie fest saßen, mussten sie an 635 Tagen verschiedene Schwierigkeiten bewältigen: Hunger, Kälte, eisige Stürme, keine ausreichende Anzahl an Schlafsäcken, Langeweile, Frustration über die erfolglose Mission.

Auch über 100 Jahre später ist Shackletons Führung relevant für Führungskräfte in einer sich schnell wandelnden Umgebung. Die Expedition an sich scheiterte. Das ursprüngliche Ziel der Antarktis-Durchquerung musste aufgegeben werden. Sie war gleichzeitig ein Erfolg. Die Männer fanden Wege, zu überleben. Das Sichern des Überlebens, und die Rettung der Mannschaft wurde oberstes Gebot. Mit fünf Männern machte sich Shackleton in einem der Rettungboote auf zu einer Walfangstation, die 700 Seemeilen bzw. rd. 1.300 km entfernt lag.

Literatur-Empfehlung zum Thema

Transfer in Ihren ärztlichen Alltag: Modelling of Excellence

In Ihrem Klinik- und Praxis-Alltag müssen Sie ebenfalls mit verschiedenen und stetig wechselnden Herausforderungen umgehen. Modelling of Excellence, ein Lernen von den Besten und Best Practices, hilft, Ressourcen zu schonen. Bewährtes zu übernehmen, zu transferieren auf die eigene Situation. Fehler der anderen zu vermeiden.

Führung = Knappe Ressourcen verteilen

Als Chefärztin und Chefarzt haben Sie stets nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung: Zeit, Budgets, Mitarbeiter, OP-Säle, etc. Je knapper die Ressourcen, umso mehr müssen Sie voraus planen. Sie müssen den Einsatz ggf. abstimmen mit den vorhandenen Personen, um eine optimale Ausschöpfung zu erhalten. Flexibilität und Fokussierung sind hierbei förderlich.

Führung = Motivation und Inspiration entfachen

Ziele können durch Druck und Macht umgesetzt werden. Angst kann ein großer Motivator sein. Ziele können auch durch eine Vision aufgezeigt werden einer "besseren" und attraktiven Zukunft. Und ein sinnerfülltes "Warum" zeigen, das gemeinsam mit Freuden erreicht wird. Zeigen Sie Optimismus, vermitteln Sie Zuversicht der Machbarkeit. Binden Sie Ihre Mitarbeiter ein in Ihre Vision und Ihr Ziel. So wird dies ein gemeinsames Ziel. Klären Sie Verantwortungsbereiche.

Führung = Kontinuierlichen Wandel (Change) einplanen

"Nichts ist so beständig wie der Wandel" (Heraklit). Wenn eine Herausforderung erledigt ist, kommen neue Schwierigkeiten hinzu. Ein Teammitglied kündigt, die Abteilungen werden zusammen gelegt, neue rechtliche Anforderungen müssen bewältigt werden, u.v.m. Bleiben Sie flexibel. Weisen Sie Ihr Team auf die Notwendigkeit der Veränderung hin. Schaffen Sie eine Atmosphäre, in der Sie Ihrem Team vermitteln, gemeinsam mit jeder Veränderung umgehen zu können. Finden Sie gemeinsam und flexibel neue Lösungen.

Führung = Durchhaltevermögen zeigen

Krisen meistern und Hindernisse überwinden zählt zu den Eigenschaften einer erfolgreichen Führungskraft. Mit einem Scheitern des geplanten Ziels umzugehen, ist eine weitere Voraussetzung. Die Eigenschaft, durchzuhalten und weiter zu machen kennzeichnet Menschen, die ein größeres Ziel vor Augen haben, und sich nicht durch einzelne Stolpersteine aufhalten lassen. 

Führung = Sicherheit und Beständigkeit geben

In Zeiten der Veränderung sind gewisse "Ruhe-Pole" wichtig. Die heutige Welt ist nicht nur aufgrund der Digitalisierung und des permanenten Zuwachses an Informationen und Wissen komplexer denn je. Stabilität durch konstante Führung mit verlässlichen Werten führt zu einem Gefühl der inneren Sicherheit bei den Mitarbeitern, trotz äußerlichem Wandel.

Führung = Strukturen schaffen

Man spricht heutzutage von einer "VUCA-Welt": volatility, uncertainty, complexity und ambiguity. Die Arbeitswelt ist volatil, unbeständig und Schwankungen unterworfen. Sie ist unsicher in validen Vorhersagen und zuverlässigen Entscheidungen. Sie ist komplex durch viele Einflussfaktoren. Situationen sind mehrdeutig mit großem Interpretationsspielraum. Entscheidungen zu treffen wird schwieriger aufgrund der Menge an Informationen und der Schwankungen im Geschehen. KI-Anwendungen mögen in manchen Fachbereichen eine zusätzliche Lösung sein, beispielsweise zur schnellen Auswertung großer Datenmengen. Gleichzeitig sind Strukturen und ein planbarer Ablauf wichtig, um sich in dieser Welt zurecht zu finden.

Führung = Kommunikation anwenden

Stärke zeigen, und die eigenen Schwächen kennen. Kommunizieren Sie regelmäßig mit Ihren Mitarbeitern. Kommunizieren Sie verständlich, d.h. eindeutig und klar. Sowohl im Team, als auch ab und zu einzeln und individuell. Führen Sie eine transparente Kommunikation durch. Heben Sie wichtige Themen, Ziele, Ergebnisse hervor.

Bei einem Übergabeprozess in der Klinik oder Notfallambulanz würde dies bedeuten, dass z.B. aufgrund des zunehmenden Einsatzes der Telemedizin alle Informationen zum Patienten eindeutig, aktuell und vollständig schriftlich und mündlich übergeben werden. Mit der Möglichkeit, Rückfragen zu stellen.

Führung = Stärken des Teams nutzen

Kennen Sie Ihre eigenen Stärke. Kennen Sie die Stärken und Fähigkeiten jedes Teammitglieds. Setzen Sie Mitarbeiter gemäß den Stärken ein. Die Mitarbeiter fühlen sich wohl, die Ergebnisse sind besser. Das Schaffen von Freiräumen führt zu zusätzlicher Verantwortungsübernahme, Identifikation und Optimierung von Ergebnissen.

Bleiben Sie authentisch, glaubwürdig und offen. Strahlen Sie Vertrauen aus. Gehen Sie gleichzeitig davon aus, dass Fehler passieren werden. Sowohl Ihnen, als auch Ihrem Team. Wichtig ist, wie Sie mit Fehlern umgehen. Wichtig ist, daraus zu lernen. 

Meine Erste-Hilfe-Tipps: Von den Besten lernen für eine adaptive Führung

Danke für Zac Durant auf unsplash.com

Beitrag von Diana Runge, Gründerin docopulco & Online Coach für Chefärzt/innen