Krisen erleben
Im medizinischen Zusammenhang, vor allem bei fieberhafter Erkrankung oder Infektion, folgt innerhalb kürzester Zeit eine Krankheitsabwehr, und eine deutliche Besserung bis hin zur Gesundung. Diese sensible Phase der Entscheidung findet in allen Lebenssituationen einer Krise statt. Eine Lebens-Krise kann sich lange hinziehen. Es wird das eigene Wertesystem oder die eigenen Ziele in Frage gestellt. Dies ist besonders schmerzhaft und bedrohlich.
Eine Krise entsteht, wenn eine Situation entsteht, in der man mit einem Hindernis konfrontiert wird. Das Ereignis kann überraschend sein. Oft kündigen Krisen sich an, doch das Prinzip Hoffnung bestand, dass die Krise an einem vorbei gehen wird. Wichtige Lebens- und Arbeitsbereiche sind von dieser Krise betroffen. Bisherige Handlungsmuster helfen nicht bei der Bewältigung der Krise. Die bekannten Problemlösungsmethoden helfen nicht.
Krisenauslöser
Es gibt viele Krisen im Leben. Es handelt sich um ein kritisches Lebensereignis. Bekannt sind die "Midlife-Crisis" (individuelle Krise), eine Ehe-Krise, politische Krisen, die Wirtschaftskrise oder Naturkatastrophen (kollektive Krisen). Selbst Pubertät (biologische Veränderung) oder Elternschaft (soziale Veränderung) sind als Krise zu bezeichnen. Verlust bedeutet Krise: Tod, Arbeitslosigkeit, Scheidung und eine lebensbedrohliche Krankheit.
Die individuelle Bewertung spielt eine Rolle. Die Krise bedeutet eine Bedrohung der Existenz, eine ungewünschte Veränderung, einen Verlust. Die gleiche Situation kann für die eine Person als Krise bewertet werden. Während Sie für die andere nur ein lästiges Problem darstellt, das sich schnell lösen lässt.
Die Folgen einer Krise
Eine langanhaltende persönliche Krise bringt häufig körperliche und psychische Beschwerden mit sich. Die Folgen können sein
- Orientierungslosigkeit, bisherige Erfahrungen und Problemlösungsstrategien können nicht angewandt werden
- Antriebslosigkeit, man funktioniert möglicherweise, findet jedoch selten Freude an der Tätigkeit
- Mutlosigkeit, man traut sich nicht, eine Entscheidung zu treffen, man fühlt sich hilflos
- Rückzug, oft verbunden mit der Angst vor der Zukunft oder Versagensangst
- Angstzustände, bis hin zu dem Gefühl, eine lebensbedrohliche Situation zu erleben
- Depressionen, das Interesse am Leben, die Freude erlischt
- körperliche Beschwerden, häufig sind Rückschmerzen, Knieschmerzen, Kopfschmerzen, Herzbeschwerden
- Schlafstörungen, das Kopfkino bleibt auch nachts aktiv - und damit wiederum einhergehende Erschöpfungszustände
- Suchtverhalten, um sich zu "trösten" und abzulenken (Alkohol, Nikotin, Tabletten, Internet-/Fernseh-Sucht, Ess-Störungen)
Vermeidungsstrategien - die Krise "existiert nicht"
Eine erste Strategie, die oftmals angewandt wird zur Bewältigung einer Krise ist das Leugnen der Krise ("so schlimm ist es nicht" / "ich habe damit kein Problem"). Eine weitere Strategie ist das Vermeiden sowie die Prokastination. Vielleicht auch das "Aussitzen". In der Hoffung: Es könnte sein, dass sich die Krise von selbst erledigt.
Manchmal funktioniert es. Wenn man dabei gelassen bleiben kann. Regt man sich auf, oder ist beunruhigt, könnte es bessere Bewältigungsstrategien geben.
Die vier Phasen einer Krise
Krisen durchlaufen stets vier Phasen. Sowohl, wenn Sie diese selbst erleben. Als auch, wenn Sie als Ärztin und Arzt einem Patienten die Nachricht einer lebensbedrohenden Krankheit überbringen müssen.
Schock: Ein nicht-wahrhaben wollen, die Verleugnung der Realität, man fühlt sich wie im Traum, verliert Zeit- und Realitätsgefühl. Die Krise wächst sich gefühlt zu einer absoluten Katastrophe aus.
Ablehnung: Die Krise erreicht ihren Höhepunkt. Die Bedrohung wird erkannt. Emotionen wie Schmerz, Wut, Angst stellen sich ein; man hadert mit dem Schicksal ("warum ich?", "warum gerade jetzt?"). Zweifel stellen sich ein, mit der Krise fertig zu werden. Es erfolgt eine Suche nach Bewältigungsstrategien. Manchmal können diese in Sucht oder Krankheit ausarten.
Akzeptanz: Man hört auf, mit der Vergangenheit, der Veränderung oder dem Verlust zu hadern. Man findet Ruhe und Klarheit. Man akzeptiert, was geschehen ist. Man übernimmt wieder eigene Verantwortung. Freude und Erleichterung stellen sich ein.
Zukunfts- und Lösungsorientierung: Man beginnt, wieder klarer zu sehen. Handlungsmöglichkeiten werden genutzt. Neue Verhaltensweisen und Wege werden ausprobiert. Neue Beziehungen werden geknüpft. Möglicherweise werden neue Werte in den Fokus gestellt.
Die Möglichkeiten, zum Umgang mit der Krise
Die gute Nachricht: Ebenso wie ein Projekt ist eine Krise zeitlich begrenzt. Unsere Erfahrungen mit ähnlichen Situationen, unsere körperliche Verfassung und Unterstützung durch andere (privat oder Experten) führt zu Lösungsmöglichkeiten bei einer Krise.
Unser eigene Wahrnehmung und mentale Einstellung spielt ebenso eine bedeutende Rolle im Umgang mit einer Krise. Unsere eigene Einschätzung bestimmt,
- wie bedrohlich wir die Situation empfinden, wie groß und erschütternd wir den Einfluss auf unser Leben einschätzen
- inwieweit wir Handlungsmöglichkeiten sehen, oder uns als Opfer oder Handlungsuntätig empfinden
- wie wir die Lösungsmöglichkeiten einschätzen, um die Krise überhaupt zu bewältigen, oder schnell bewältigen zu können
Meine "Erste Hilfe-Tipps": Gestärkt aus einer Krise hervor gehen
Eine Krise kann eine Entwicklungschance bieten. Oftmals kann ein einziger Faktor entscheidend sein bei der Bewältigung von Krisen. Förderliche Faktoren und Eigenschaften zum Umgang mit einer Krise sind:
- Akzeptanz der Realität, erst einmals als Beschreibung, ohne Bewertung. "Es ist." (Nicht: "Es ist schlecht", sondern "So ist es")
- Kreativität, um neue Wege und Lösungsmöglichkeiten zu sehen und flexibel agieren zu können
- Problemlösungskompetenz, um eine sachliche Analyse des Schadens vorzunehmen, und darauf hin Lösungen zu finden
- Resilienz, als Anpassungsfähigkeit an veränderte Gegenheiten, sowie zum Finden von Bewältigungsstrategien
- Unterstützung erhalten oder aktiv erfragen, sowohl für fachlichen Rat, als auch zur persönlichen Stärkung
So finden Sie eine Entlastung, und erhalten Bewältigungs- und Lösungsstragien:
Konzentrieren Sie sich auf die Zukunft. Legen Sie Aktionen für die Gegenwart fest
- Was bedeutet die Situation für mich und meine Familie?
- Was bedeutet die Situation für meine Klinik oder Praxis oder für meine Mitarbeiter?
- Was braucht mein Umfeld jetzt (meine Familie, meine Patienten)?
- Wie kann ich mich neu ausrichten?
- Welche Chance bietet diese Veränderung?
Danke an alex radelich auf unsplash.com
Beitrag von Diana Runge, Gründerin docopulco & Online Coach für Chefärzt/innen