Motivation für Mitarbeiter und Patient (mit Erste Hilfe Tipps)

Motivation ist der Beweggrund, der zu einer Handlung führt. Im Gegensatz zur Manipulation handelt es sich um den inneren Antrieb einer Person, die etwas tun möchte. Sie können die Motive und Bedürfnisse von Menschen als Motivations-Faktor einsetzen. Dies bewirkt größere Erfolge bei der Compliance und dem Behandlungserfolg der Patienten. Ebenso wie in der Tätigkeit und dem Engagement der Mitarbeiter. 

Motivation

Die Motivation (von movere = bewegen, antreiben) von Personen hat Auswirkungen auf das Verhalten, das Ergebnis, die Leistung, den Lernerfolg. An sich kann man niemanden "motivieren". Man kann nur selbst motiviert sein, eine Handlung zu vollziehen, oder ein Ergebnis zu erreichen. Eine Gesprächsführung, die der Motivation gilt, kann zu einer förderlichen Atmosphäre führen. Der Gesprächspartner findet sich in einer Situation wieder, in der seine Motive und Bedürfnisse angesprochen werden.

Er fühlt sich verstanden. Er fühlt sich ermuntert, zu beginnen, oder weiter zu machen. Er fühlt sich aus eigenem Antrieb motiviert, das Besprochene umzusetzen oder zu erreichen.

Motivation und Bedürfnisse

Die meisten Menschen haben die gleichen Grundbedürfnisse. Wenn Sie sich dies bewusst machen, so können Sie einerseits das Verhalten anderer besser verstehen. Andererseits können Sie gezielt  darauf eingehen, um

Bedürfnisse

Grundbedürfnisse sind existenziell. Das Grundbedürfnis nach Schutz und Sicherheit, Gesundheit, Liebe, Nahrungsaufnahme und Schlaf steht an erster Stelle. Sind diese Bedürfnisse erfüllt, kommen Wachstumsbedürfnisse hinzu. Bedürfnisse von Menschen nehmen mit zunehmendem Lebensstandard zu.

Wie singt "Juanes" (kolumbianischer Sänger) in seinem Lied "Sueños" (Träume) so schön: "Ich träume davon, alt zu sterben, und nicht alleine. Ich träume davon, durch die Straßen meines Landes zu gehen, und Frieden zu finden. Ich träume davon, zur Arbeit zu gehen. Und davon, wieder nach Hause zu kommen, um bei dir zu sein."

Ein Krankenhaus kann sich gleichzeitig in mehreren Bedürfnis-Stadien befinden: Wachstum durch Veränderung. Sowie gleichzeitig Chaos durch Veränderung. Durch "Change-Prozesse" wird bei manchen Mitarbeitern das Bedürfnis nach Sicherheit oder Klarheit verletzt. Die Motivation von Mitarbeitern kann darin liegen, diesen Zustand zu vermeiden ("Demotivation") oder durch erhöhte Motivation, einen Zustand der Sicherheit wieder herzustellen.

Motivation und Motive

Eine Basis von Motivation sind die Motive. Die Motivation ist abhängig von gerade aktiven Motiven bei einem Menschen. Man spricht auch von einem Leitmotiv. Dieses ist situativ bedingt, und kann sich ändern im Laufe der Zeit.

Motivation

Motivation wird durch Motive und Bedürfnisse bestimmt. Motivation wird gleichgesetzt mit einem Verhaltensergebnis. Mitarbeitern wird oft "mangelnde Motivation" oder "zu geringer Enthusiasmus" vorgeworfen, wenn das Ergebnis nicht passt. Auf Chefärztinnen und Chefärzte wird bisweilen Druck ausgeübt, sie sollen ihre Mitarbeiter doch "motivieren". Dies bedeutet, sie sollen sie beeinflussen, ihr Verhalten zu verändern. Sie sollen sie dazu bewegen, ihre Leistung und das Ergebnis zu steigern.

Demgegenüber steht der innere Antrieb, das inneres Potenzial des Mitarbeiters, der ein ergebnisorientiertes Verhalten antreibt. Motivation kann situativ und vorübergehend sein. Beispielsweise: Lernen auf einen bestimmten Abschluss hin, oder berufliche Anstrengungen unternehmen für eine Prämienzahlung.

Bezüglich der Motivation spielen auch äußere Umstände eine Rolle. Diese können sich ändern, und damit auch die Motivation.

Motivation: Hin zu ... oder weg von ...

Stress, Angst und Vermeidung sind natürliche "Anti-Motivatoren". Menschen neigen oft zu einem Vermeidungsverhalten von unangenehmen oder schmerzlichen Situationen.

Demgegenüber steht die Motivation, Freude zu empfinden. Die Motivation "weg von", also Schmerz vermeiden, ist ein deutlich stärkerer Motivator. Dies bedeutet, dass eine "Schmerz-vermeiden-Frage" oftmals schneller zum Ziel führt. Die Motivation kann in diesem Fall deutlich höher sein.

Motive

Motive werden als feststehende innerliche Neigungen eines Menschen bezeichnet, auf eine bestimmte Art und Weise zu leben, Kontakte zu einer bestimmten Art von Charakteren zu finden oder auch zu meiden, Probleme oder Herausforderungen grundsätzlich eher zögerlich oder eher offensiv anzugehen. Motive sind einzelne Beweggründe, die Menschen zu einem bestimmten Verhalten veranlassen.

Im Gegensatz zum Motiv meint damit der Begriff der Motivierung vielmehr, dass Menschen sich situativ und damit auch vorübergehend auf ein bestimmtes Ziel fokussieren können, welches nicht selten auch an äußerliche Faktoren gekoppelt zu sein scheint. 

16 Lebensmotive nach Steven Reiss ("Reiss-Profil")

Der Psychologe Prof. Dr. Steven Reiss beschreibt 16 Lebensmotive. Diese geben Auskunft darüber, was Menschen persönlich und beruflich antreibt. Hier in alphabetischer Reihenfolge. Die Reihenfolge an sich ist stets individuell unterschiedlich ausgeprägt.

Motivation für Mitarbeiter

Mitarbeiter wünschen sich Klarheit zu ihren Aufgaben, möglicherweise zu den Zielen, die Sie zu erfüllen haben. In unsicheren Zeiten mit Change Management, bei Zusammenlegung von Kliniken oder sogar drohender Schließung einer Abteilung benötigen Sie Sicherheit: Wie geht es weiter? Hinzu kommen die Wünsche nach einem guten Einkommen, Freude an der Tätigkeit, Erfüllung und persönliches Wachstum. Unterstützung zum Vorgehen erfahren Sie hier

Mitarbeiter werden bevorzugt Aufgaben übernehmen, die ihrem Antrieb, ihrer Motivation entsprechen, also dem Bedürfnis nach Anerkennung oder Leistung zeigen. Das Bedürfnis nach Unabhängigkeit fördert die Eigenverantwortlichkeit. Aufgaben werden eigenverantwortlich übernommen. Dies setzt Vertrauen in den Mitarbeiter voraus. Ebenso wie eine klare Kommunikation des gewünschten Ergebnisses. Wobei der Weg zur Zielerreichung dem Mitarbeiter obliegt.

Motivation der Patienten

Verschiedene Faktoren haben Einfluss auf das Verhalten der Patienten zu Prävention und Compliance. Patienten (und deren Angehörige) wünschen sich meistens Klarheit zur Diagnose, und für die Therapie. Sie wünschen sich Sicherheit für ihren Behandlungserfolg und die Heilungschancen. Sie wünschen sich die (größtmögliche) Wiederherstellung Ihrer Gesundheit. Sie möchten gerne in einem liebevollen, freundlichen Umfeld betreut werden.

Bei der Motivation des Patieten handelt es sich um eine positive Beeinflussung für bessere Behandlungsergebnisse zum Wohle des Patienten. Es handelt sich nicht darum, den Patienten zu "überreden", sondern ihn selbst seine Motive benennen zu lassen, die ihn motivieren, bestimmte Handlungen vorzunehmen oder nicht mehr auszuführen. Verhaltensbedingte Gesundheitsprobleme können reduziert werden. Die Behandlungsadhärenz kann gefördert werden.

Motivation als Chefärztin und Chefarzt

Was sind Ihre Motive als Chefärztin und Chefarzt? Als Chefin und Chef wünschen sich viele den Respekt und die Anerkennung ihrer Mitarbeiter und Vorgesetzten. Wobei darauf zu achten ist, dass Respekt und bisweilen unpopuläre Entscheidungen, und auch klare Grenzen ziehen nötig sind. Viele wünschen sich Klarheit von ihren Chefs zu erhalten in einem sich wandelnden Umfeld. Ein innerer Frieden ist sicherlich hilfreich. Finanzen und Einkommen spielen selbstverständlich eine Rolle, ebenso wie persönliches Wachstum, Entwicklung der Klinik und oft das Gefühl der Erfüllung und Zufriedenheit.

Erste Hilfe Tipps zur Motivation

Die 16 Lebensmotive nach Reiss geben einen ersten Ausblick darauf, was Menschen antreibt. Kennen Sie Ihre eigenen Motivations-Faktoren, ihre Beweggründe und Antriebe. Es gibt kein "richtig oder falsch". Bisweilen gibt es Situationen, in denen man sich selbst unwohl fühlt. Dies kann sein, wenn Ihre eigene Motivation nicht in Übereinstimmung steht mit den Anforderungen oder Bedürfnissen anderer. Seien es Menschen, oder die Organisation / Klinik.

Prüfen Sie, ob Sie die Motivationsfaktoren Ihrer Mitarbeiter oder Ihrer Patienten kennen. (Sie können auch ganz direkt danach fragen: Was ist Ihnen wichtig...? Was hindert Sie, ...?). Sie können die Gesprächsführung oder die Arbeitsumgebung entsprechend anpassen. Unterstützung erfahren Sie hier

Innere Haltung

Bleiben Sie offen und neugierig. Es gibt mehrere Wege zum Ziel. Bleiben Sie offen und neugierig auf den Lösungsweg des anderen. Lassen Sie sich die Sicht des anderen schildern. Dies ist möglicherweise genau die richtige oder einzige Möglichkeit für die Person, das Ergebnis zu erzielen. Bleiben Sie Wert-urteilsfrei. Schauen Sie, dass Sie die Motive oder die Motivation des Gegenüber verstehen. Eine unvoreingenommene Grundhaltung reduziert Widerstand, und fördert die Motivation.

Offene Fragen

Offene Fragen motivieren, eigene Beweggründe zu erzählen. Beispielsweise: "Welche Vorteile hätte es ...?" (mit dem Rauchen aufzuhören / wöchentlich 30 Minuten Sport zu treiben ...?)

Sie erhöhen die Bereitschaft, eine Handlung vorzunehmen / zu unterlassen. Patient oder Mitarbeiter geben sich eine eigene Motivation, die Vorteile zu geniessen, die ihnen wichtig sind. Die genannten Motive passen exakt zur Persönlichkeit. Das selbständige Aufspüren der Beweggründe und Vorteile fördert die Motivation, das eigenverantwortliche Handeln und ein optimales Ergebnis. 

Foto: Danke an national cancer institute auf unsplash
 
Beitrag von Diana Runge, Gründerin docopulco & Online Coach für Chefärzt/innen