Die Vorgesetzten-Mitarbeiter-Beziehung ist von tragender Bedeutung. Der Führungsstil ist mitentscheidend über den Erfolg in Ihrer Klinik. Mancher Führungsstil wird von Mitarbeitern als "krankmachend" bezeichnet. Ein förderlicher Führungsstil senkt Fehlzeiten. Ein authentischer Führungsstil führt nachweislich zu besseren Ergebnissen.
Vorteile "guter Führung"
Studien zeigen, dass Führungskräfte, die ihren Mitarbeitern Mitspracherecht einräumen, die Fehlzeiten und Belastungssituationen von Mitarbeitern reduzieren. Das Betriebsklima verbessert sich, wenn sie gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern die Aufgaben festlegen oder wichtige Entscheidungen treffen. Transparenz, Offenheit, Angstfreiheit und Innovationsdenken fördern bestmögliche Ergebnisse.
Finden Sie den Führungsstil, der am besten zu Ihnen passt. Es gibt nicht "die" eine Lösung in der Führung von Mitarbeitern. Es gibt in der Praxis meistens Mischformen: ein oder zwei Führungsstile, die zu Ihnen passen. Wenn Sie noch nicht in allen Bereichen "perfekt" sind: Das macht nichts. Bleiben Sie neugierig. Probieren Sie aus. Optimieren Sie. Lernen Sie weiter.
Führungs-Persönlichkeit berücksichtigen
Die Persönlichkeit als Chefärztin und Chefarzt spielt beim Führungsstil selbstverständlich eine große Rolle. Es ist das eigene Wertebewusstsein, das sich in einem der u.g. Führungsstile widerspiegelt. Ebenso, ob eine Person eher prozess- oder personenorientiert tätig ist:
- Prozessorientiert: Die Führungskraft als "Stratege", sie agiert Projekt- und Prozessorientiert, zeigt Ziele, Meilensteine und Ergebnisse auf
- Personenorientiert: Die Führungskraft als "Mentor", sie fördert ihre Mitarbeiter, gibt Feedback und ermutigt sie zu eigenverantwortlichem Handeln
Mitarbeiter-Bedürfnisse berücksichtigen
Führungsverhalten und Arbeitsgestaltung sind Aufgaben, auf die Sie persönlich Einfluß nehmen können. Belastungssituationen für Mitarbeiter entstehen durch Zeit- und Termindruck, Stress, Überlastung, Konflikte mit Vorgesetzten und Kollegen. Medizin auf höchstem Niveau versinkt bisweilen in undefinierbarem Frust.
Menschen wollen fair und wertschätzend behandelt werden. Sie möchten sich weiterentwickeln und ihre Ideen einbringen. Mitarbeitende schätzen Führungskräfte, die feste Wertvorstellungen haben, diese offen kommunizieren und danach handeln.
Ihr Gestaltungsspielraum als Chefarzt und Chefärztin bei den Bedürfnissen von Mitarbeitern:
- Autonomie vertreten: Einbeziehung in Entscheidungen. Gründe berücksichtigen, die für eine (andere) Entscheidung sprechen.
- fachliche Unterstützung anbieten, Mentoring-Charakter: Den Mitarbeiter unterstützen, eigene Wege zu finden.
- Feedback geben: emotionale Ermunterung / Unterstützung: Rückmeldungen geben, positiv und konstruktiv. Auch mal ein offenes Ohr haben.
- Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten geben, fachliche Fort- und Weiterbildung anbieten oder als "rotierendes internes System nutzen
- Vernetzung, Austausch, kommunikative Interaktion ermöglichen: Mitarbeiter erfolgreich machen, vernetzen, empfehlen.
- Wertschätzung zeigen: Mitgestaltung von Abläufen, Inhalten. Den Mitarbeiter als Experten für sein Fachgebiet sehen.
Zukunftsfähige Führungspersönlichkeit
Nicht nur "New Work", auch "New Leadership" ist wichtig für eine zukunftsfähige Tätigkeit, Erfolg, Innovation und Qualität. Zunehmend wird Eigenverantwortung, Selbständigkeit und Selbstorganisation der Mitarbeiter gefördert. Dies erfordert eine andere Art der Führung. Dies erfordert neue Kompetenzen bei der Führungskraft.
Fähigkeiten und Kompetenzen für eine Führungspersönlichkeit, die in einer sich schnell wandelnden Welt Erfolg haben möchte.
- Flexibilität im Denken und Handeln
- Intelligenz und emotionale Intelligenz
- Kundenorientierung, wobei hier sowohl die Mitarbeiter, als auch die Patienten Kunden sein können
- Lernfähigkeit und -willigkeit
- Mut und Neugier, Neues auszuprobieren
- Offenheit für Veränderungen
- Schnelligkeit in Entscheidungen
- Transparenz im Vorgehen und Ergebnis
- Vertrauen in das Team, und/oder in die Prozesse
Zukunftsfähige Führungsstile
Charismatischer Führungsstil
Mitreißender Führungsstil. Eine Vision, die oft als sinnstiftend empfunden wird. Die Mitarbeiter sind von der Art und der Vision der Führungskraft überzeugt. Große Strahlkraft der Führungskraft, die oft als Vorbild angesehen wird. Hohe Motivation, Begeisterung und Identifikation beim Team. Wertschätzung der Mitarbeiter durch Übertragung von Verantwortungsbereichen. Gefahr: Der Erfolg hängt stark von der Führungskraft ab, Abhängigkeit der Klinik und Abteilung. Entscheidungen werden oftmals ohne das Team getroffen.
Demokratischer Führungsstil
Die Meinungen aller sollen gehört werden, um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Ideenreichtum, gemeinsames Lösen komplexer Probleme und Förderung der Zusammenarbeit sind wichtige Merkmale. Die demokratische Führungskraft fördert die Flexibilität und Qualität innerhalb des Teams. Gefahr: Langsamkeit. Zeitliche Verzögerungen duch den Wunsch, einen Konsens zu erzielen.
Kooperativer Führungsstil
Mitarbeiter werden in Entscheidungsprozesse einbezogen. Sie haben einen Gestaltungsspielraum in ihrer Tätigkeit. Eigenverantwortliches Handeln wird vorausgesetzt. Mitarbeiter sind meistens hochmotiviert und bringen ihre Stärken und Kompetenzen gerne ein. Schwierigkeiten und Belastungen werden gemeinsam bewältigt. Gefahr: Durchsetzungsprobleme der Führungskraft. Mitarbeiter müssen bereit sein, Verantwortung zu übernehmen.
Partizipativer Führungsstil
Die Mitarbeiter werden ermutigt, Entscheidungen zu treffen, und Verantwortung zu übernehmen. Die Kontrolle der Ergebnisse übernehmen die Mitarbeiter selbst. Dies fördert das Engagement und die Leistungsbereitschaft. Das Team ist motiviert, bestmöglicher Ergebnisse eigenverantwortlich zu erreichen. Die Führungskraft steht zudem als professioneller Berater zur Seite. Gefahr: Großer Zeitaufwand durch regelmäßige Team-Meetings.
Situativer Führungsstil
Der Führungsstil wird angepasst an die einzelnen Fähigkeiten und Aufgabengebiete der Mitarbeiter. Mitarbeiter werden unterschiedlich eng geführt. Je nach Persönlichkeit des Mitarbeiters erhält dieser mehr Freiräume, oder engere Vorgaben, um seine Tätigkeit bestmöglich ausführen zu können. Gefahr: Dies erfordert einen hohen Grad an Flexibilität bei der Führungskraft, sowie ein Erkennen der Bedürfnisse und Fähigkeiten des Mitarbeiters.
Visionärer Führungsstil
Networking, Kreativität, Vertrauen kennzeichnet diesen Führungsstil. Die Führungskraft möchte inspirieren und motivieren. Mitarbeiter sollen die bestmögliche Entfaltungsmöglichkeit erhalten. Gefahr: Zu viele Freiheiten, das Ziel wird aus den Augen verloren. Dies erfordert bei Mitarbeitern Offenheit für Veränderungen, Veränderungsbereitschaft und Lernwilligkeit.
Traditionelle Führungsstile (nicht immer zeitgemäß)
Führungsstile in der Vergangenheit hatten ihre Vorteile oder Notwendigkeit. Die Nachteile liegen in langsamen Entscheidungen, hierarchisch geprägten Strukturen, die die Kompetenzen von Mitarbeitern, Betroffenen und Kunden außer Acht ließen. Geprägt sind diese Führungsstile weiterhin oft durch unselbständige Mitarbeiter, eine Kultur des Misstrauens mit Kontrollen und Sanktionen, und einem hohen Grad an Reglementierungen.
Autokratischer Führungsstil
Alleinherrschaft, die obere Hierarchie entscheidet. Dadurch Fehleranfälligkeit durch Monopol-Entscheidungen. Beteiligung an Aufgaben durch Pflicht, Disziplin und Gehorsam. Kein Nutzen von "Schwarm-Intelligenz". Strenge Kontrolle, möglicherweise mit Saktionen gegen Regelverstöße. Möglicherweise herrscht ein Klima der Angst oder Demotivation unter den Mitarbeitern.
Bürokratischer Führungsstil
Viele Regeln und Vorschriften. Auf Veränderungen kann nicht schnell und flexibel reagiert werden. Langwierige Entscheidungsprozesse lähmen den Fortschritt. Geringer Entscheidungsspielraum. Außergewöhnliche Ideen werden möglicherweise als Bedrohung empfunden. Fehlender Freiraum senkt die Kreativität und Innovationskraft.
Laissez-Faire Führungsstil
Führungskräfte überlassen die Entscheidungen, was wie getan werden muss, vollständig ihren Mitarbeitern. Die Mitarbeiter erhalten den größtmöglichen Freiraum, und können sich mit ihren Stärken einbringen. Konflikte entstehen durch Reibungsverluste im zwischenmenschlichen Bereich, oder durch chaotische Prozesse. Es gibt weder Sanktionen, noch Belobigungen, was ebenfalls zu Demotivation führen kann.
Erste Hilfe Tipps - Herausforderungen & Anlass für unterschiedliche Führungsstile
Studien zeigen: Führungskräfte, die ihren Mitarbeitern Mitspracherecht einräumen, reduzieren Fehlzeiten und Belastungssituationen von Mitarbeitern. Das Betriebsklima verbessert sich, wenn sie gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern die Aufgaben festlegen oder wichtige Entscheidungen treffen.
Situatives Gespür ist erforderlich, in welcher Situation welcher Führungsstil am förderlichsten ist. Die große Herausforderung liegt darin, das passende Führungsverhalten für die entsprechende Situation oder Zielsetzung zu wählen. Unterstützung finden Sie hier. Transparenz, Offenheit, Angstfreiheit und Innovationsdenken fördern bestmögliche Ergebnisse und Medizin auf höchstem Niveau.
Belastungen bewältigen
Demokratischer und Kooperativer Führungsstil: Herausforderungen und Hindernisse gemeinsam bewältigen.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit steigern
Demokratischer, Kooperativer, Partizipativer und Situativer Führungsstil: Vernetzung, Austausch, Optimierung von Prozessen und Zusammenarbeit.
Lösungen finden
Demokratischer, Kooperativer, Partizipativer und Situativer Führungsstil: Eine bestmögliche Lösung erarbeiten für Patienten, Teams, die Klinik / Klinikerweiterung oder für Veränderungsprozesse.
"Markenbildung" / Imagesteigerung
Charismatischer Führungsstil. Je nach Unternehmenskultur: Visionärer Führungsstil. Imagesteigerung für die Klinik oder Abteilung, neue Mitarbeiter anziehen. Einen Anziehungspunkt für Teams oder Patienten haben.
Innovationen fördern
Visionärer Führungsstil. Oft kombiniert mit Situativem Führungsstil. Out-of-the-Box-Denken fördern, Innovationen entwickeln, Visionen gestalten.
Schnelle Entscheidungen treffen
Charismatischer Führungsstil. Auch: Autokratischer Führungsstil. Schnell das Vorgehen oder Ziel festlegen. Ohne lange Diskussionen und Abstimmungen.
Danke: Foto von austrian national library auf unsplash
Beitrag von Diana Runge, Gründerin docopulco & Online Coach für Chefärzt/innen