Eine gute Entscheidung treffen (mit Erste-Hilfe-Tipps)

Wir treffen rund 20.000 Entscheidungen pro Tag. Die meisten davon sind Blitz-Entscheidungen: Wähle ich lieber Erdbeer- oder Aprikosenmarmelade auf das Brötchen? Ziehe ich das blaue oder das weiße Oberteil an? Doch bisweilen haben wir die Qual der Wahl. Eine Entscheidung zu treffen, die große Konsequenzen mit sich bringen könnte. Oder eine Entscheidung treffen zu müssen, obwohl nicht alle Kriterien und Konsequenzen bekannt sind. Angst vor einer Fehlentscheidung kann lähmend wirken.

Angst vor Fehlern und Konsequenzen

Im vergangenen Monat haben die meisten Menschen eine halbe Millionen Entscheidungen getroffen. Psychologen sagen, wir treffen etwa 20.000 Entscheidungen pro Tag. Manche sind "kleine" Entscheidungen. Manche können weitläufige Konsequenzen haben. Und genau diese Sorge vor möglichen Konsequenzen, vor dem großen Unbekannten, lässt uns eine Entscheidung bisweilen heraus zögern. Die Angst, Fehler zu machen, hält uns zurück.

Waren Sie auch schon in Besprechungen, die scheinbar kein Ende nehmen wollten? Man konnte sich einfach nicht einigen. Eine mögliche Entscheidung wurde stets in Frage gestellt. Oder die Diskussion drehte sich im Kreis, denn man konnte zu keiner Endscheidung kommen. Oder haben Sie schon einmal den Druck verspürt, eine Entscheidung treffen zu müssen? Vielleicht sind Sie sogar dazu gedrängt worden? Konnten Sie diese Entscheidung spontan treffen?

Manche Menschen treffen schnelle Entscheidungen. Sie treffen die Entscheidung umgehend, und bleiben auch lange dabei. Andere Personen versetzt dies unter enormen Stress. Menschen tendieren dazu, Vertrautes und Gewohntes zu wählen. Neues und Unbekanntes versetzt uns in einen Zustand der Gefahr. Neues birgt ein gewisses Risiko und Unsicherheiten in sich. Die Angst, eine Entscheidung zu treffen, ist die Angst vor einer falschen Entscheidung. Vor den ungewollten negativen Auswirkungen dieser Entscheidung.

Eine Entscheidung treffen

Manche Menschen hadern mit der Entscheidung, wenn die zur Wahl stehenden Möglichkeiten beide gleich schlecht sind. Bei der Wahl, ob ich eine Entscheidung treffe, die für mich Nachteile mit sich bringt, oder einen höheren Aufwand  bedeutet. Beides scheint nicht attraktiv zu sein. Wenn keine der angebotenen Optionen eine Entscheidung sind, die Sie treffen möchten. Beispielsweise, wenn es eine Umstrukturierung in der Klinik gibt, bei der die Ihnen angebotenen neuen Aufgaben beide nicht dem entsprechen, weshalb Sie sich ursprünglich für diese Klinik entschieden haben. Und es scheinbar keinen Ausweg gibt aus diesem Dilemma.

Bisweilen fallen Entscheidungen auch schwer, wenn die Optionen, die zur Wahl stehen, alle gleichermaßen attraktiv sind. Indem ich mich für eine Option entscheide, sage ich "Nein" zu einer anderen. Eine einzige Entscheidung kann bewirken, dass ich mir den Weg zu all den anderen schönen Möglichkeiten selbst versperre. So zumindest die Meinung meines Unterbewußtsein. Manche Menschen möchten sich alle Wege offen lassen, und zögern daher eine Entscheidung heraus.

Hilfreiche Parameter für die Entscheidungsfindung

Keine Entscheidung treffen

Eine Entscheidung bringt oft ein Risiko in sich. Das Risiko, nicht alle Komponenten zu kennen, und dadurch Fehler zu begehen. Eine unangenehme Erfahrung zu machen aufgrund dieser Entscheidung. Zeit zu vergeuden, Geld zu verlieren, Menschen zu verärgern. Andere oder sich selbst ungewollt zu schädigen. Man wird möglicherweise zur Verantwortung gezogen für die getroffene Wahl.

Keine Entscheidung zu treffen, ist ebenfalls eine Entscheidung! Dieses Vermeidungsverhalten kann sich ebenfalls ungünstig auswirken auf das (Arbeits-)Leben oder die Beziehungen. Man gestaltet nicht mehr, sondern man wird gestaltet. Derjenige muss mit der Entscheidung anderer leben. Der Vorteil ist zwar, dass andere die Verantwortung für diese Entscheidung tragen. Dies entlastet jedoch nicht davon, möglicherweise mit den Auswirkungen von Fremd-Entscheidungen zu leben.  

Tipp für eine (Nicht-)Entscheidungsfindung: Die "Zauberformel" 10 x 10 x 10

Überlegen Sie (gerne schriftlich), welche Konsequenzen hat Ihre Entscheidung? Auch "keine Entscheidung" ist eine Entscheidung.
-> in 10 Minuten? Was bewirkt ein Abwarten oder "Aussitzen"?
-> in 10 Monaten? Welche Konsequenzen könnte eine Nicht-Entscheidung haben in knapp einem Jahr (für mich selbst, meine Familie, meine Karriere...)?
-> in 10 Jahren? Was könnte Bestenfalls oder im schlimmsten Fall passieren in 10 Jahren?

Eine schnelle Entscheidung treffen

Idealerweise treffen Sie möglichst schnell eine Entscheidung. Sie treffen Sie schnell. Sie bleiben lange dabei. Die Voraussetzung ist: Sie kennen alle erforderlichen Parameter. Sie haben die notwendigen Informationen erhalten. Eine Änderung oder Anpassung der Entscheidung treffen Sie erst, wenn neue Voraussetzungen oder Notwendigkeiten vorliegen. Menschen, die gewohnt sind, schnelle Entscheidungen zu treffen, haben oft ein ausgeprägtes Erfolgs-Mindset: Sie glauben, mit jeder getroffenen Entscheidung umgehen zu können.

Sie wissen, dass Sie auch Fehlentscheidungen treffen können. Doch je mehr Entscheidungen Sie treffen, desto höher liegt die Wahrscheinlichkeit, eine gute Entscheidung getroffen zu haben. Eine gute Entscheidung getroffen zu haben in der damaligen Situation mit den damals vorliegenden Informationen. Sie wissen, dass sie selbst die freie Wahl hatten. Und sie wissen: Entscheidung macht frei. Frei für weitere wichtige Dinge im Leben. Hier Unterstützung bei Entscheidungen erhalten.

Tipp für schnelle Entscheidungen: Die 10-Minuten-Regel

Die 10-Minuten-Regel kann hilfreich sein bei kleineren Entscheidungen. Setzten Sie sich selbst ein Zeitlimit von 10 Minuten. Treffen Sie eine Entscheidung. Nehmen Sie möglicherweise einen der "Erste-Hilfe-Tipps" unten hinzu als Entscheidungshilfe. Bleiben Sie mindestens 4 Wochen bei dieser Entscheidung. Stellen Sie diese in der Zeit nicht in Frage. Bei Schwierigkeiten überlegen Sie: Wie löse ich dies nun.

Meine fünf Erste-Hilfe-Tipps, um eine gute Entscheidung zu treffen

Die klassische Pro-Contra-Liste

Schreiben Sie 10 Minuten am Stück alle Vor- und Nachteile auf, die Ihnen einfallen. Vergleichen Sie zum Schluß: Auf welcher Seite haben Sie die meisten Argumente gefunden? Prüfen Sie nochmals: Gibt es ein Hauptargument, dass alle anderen überwiegt?

Die SWOT-Analyse

Wer es ein wenig differenzierter mag, kann aus der klassischen Pro-Contra-Liste eine Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse erstellen. Diese 4 Felder werden als Matrix betrachtet, und die einzelnen Kriterien und Informationen entsprechend zugeordnet. Chancen können ggf. zu Stärken werden. Risiken können sich in Schwächen oder Verluste verwandeln. Legen Sie ein stärkeres Augenmerk auf die Schwächen und Risiken. Prüfen Sie, ob Sie die möglichen Risiken in Kauf nehmen möchten bei Ihrer Entscheidung. 

Change it, love it, leave it

Entscheidung ist eine Wahl. Sie können eine Entscheidung treffen, in der Sie handeln müssen. Sie können sich auch entscheiden, die eigene Einstellung gegenüber der Situation zu verändern. Wovon möchte ich weg? Wo möchte ich hin? Was möchte ich dort vorfinden? Was hat die höchste Priorität?

Perspektivenwechsel vornehmen 

Überlegen Sie aus Sicht einer anderen Person, was diese Ihnen raten würde, oder wie Sie entscheiden würde. Dies kann ein guter Freund sein. Oder eine abenteuerliche fiktive Person oder ein "Superheld" aus Ihrer Kindheit. Sie gewinnen dadurch Abstand, und kreativen Freiraum. Dieser ermöglicht Ihnen, neue Impulse, innovative Ideen und möglicherweise Lösungen zu erhalten.

Eine Münze werfen

Es hört sich trivial an, doch beobachten Sie einmal Kinder, wenn eine Münze geworfen wird. Diese fiebern auf eine bestimmte Seite hin. Der Zufall darf entscheiden, doch das Kind hat in der Regel bereits eine Wahl getroffen. Es hat etwas Spielerisches. Oftmals merken Menschen beim Werfen der Münze, dass Sie sich insgeheim bereits für eine Seite entschieden haben.

Foto: Danke an Sander Sammy auf unsplash.com 

Beitrag von Diana Runge, Gründerin docopulco & Online Coach für Chefärzt/innen