Wenn Sie nach einer Problemlösung suchen, empfiehlt es sich, einen Schritt "beiseite" zu treten. Abstand zu gewinnen zum Problem. Das Problem aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Das Problem loszulassen. Sich auf die Lösung zu konzentrieren.
Kreativität und Umsetzung: Die Walt Disney Methode
Nach der Walt-Disney-Methode sehen Sie sich Ihr Problem und Ihre mögliche Problemlösung aus mehreren Perspektiven an. Sie können diese Methode zur Problemlösung alleine anwenden, und auch im Team, oder mit Ihrer Familie. Sie schlüpfen dabei in verschiedenen Rollen:
Der "kreative Spinner" oder "Träumer"
Dieser kreiert und erfindet alles, was Spaß macht, schön wäre, wichtig wäre für die Menschheit - ohne sich um die Machbarkeit zu kümmern. Hierbei können neue und überraschende Visionen entstehen. Die Idee zählt, und die Bedeutung für sich oder andere. Limitieren Sie sich nicht. Bewerten Sie noch nicht. Visualisieren Sie: Eine Skizze, ein Bild, eine Collage, ein Entwurf als Mindmap oder im Brainstorming ist ideal dafür.
Der "Kritiker"
Dieser sieht alle möglichen Hindernisse, beleuchtet Probleme und Herausforderungen. Er überlegt sich Argumente der Patienten, Kunden oder Geldgeber, die gegen eine Problemlösung sprechen: "Zu teuer", "zu langwierig", "kein Bedarf", "noch nie gemacht". Der Kritiker überlegt, ob er die Lösung, die Innovation, die Idee wirklich umsetzen oder haben möchte. Der Kritiker prüft, ob seine Patienten oder Mitarbeiter die Problemlösung in diesem Umfang haben wollen. Ob es ihnen nützen könnte, oder Mehraufwand bedeuten könnte. Sammeln Sie alle Einwände, Schwierigkeiten, Hindernisse und Probleme, die Ihnen einfallen. Nehmen Sie jeden noch so ausgefallenen Einwand mit auf. So haben Sie zu einem späteren Zeitpunkt Argumente für die Beteiligten zur Hand, und können mögliche Einwände bereits vorweg nehmen.
Der "Realist"
Dieser überlegt schließlich, wie eine realistische Umsetzung dieser Idee erfolgen könnte unter Berücksichtigung von Chancen und Risiken. Er entwickelt die Idee weiter, plant diese aus und passt sie an machbare Gegebenheiten an. Eine Problemlösung kommt nun in Sicht, die sowohl eine großartige Zukunft, als auch die möglichen Hindernisse und Schwierigkeiten berücksichtigt. Wichtig ist, das große Bild im Kopf zu haben, und gleichzeitig kleine Schritte zur Erreichung und Problemlösung zu definieren und anzugehen.
Einmal verschiedene Blickwinkel eingenommen, gelingt es Ihnen, eine gute Vorstellung zu haben von Ihrer Vision. Mögliche Schwierigkeiten und Stolpersteine für die Machbarkeit werden von Anfang an berücksichtigt. So gelingt es Ihnen, besser mit Einwänden, Vorwänden und Ablehnung Ihrer Ideen umzugehen. Sie haben sogleich passende Antworten, Nutzenargumente oder Alternativen parat. So können Sie eine Problemlösung entwickeln, und schneller in die Umsetzung starten.
Gut vorbereitet sein auf Kritiker und notorische Nörgler
Manche Menschen geben gerne (ungefragt) kritische Ablehnung oder verallgemeinernde Aussagen, die Ihre Idee oder Ihren Lösungsvorschlag bereits im Keim zu ersticken versuchen: "Das ist zu aufwändig" / "Es ist zu teuer" / "Wir haben keine Zeit für solche Spielereien" / "Keiner braucht das." / "Das haben wir schon immer so gemacht." / "Alle sind dagegen." / "Das wird nicht funktionieren."
Machen Sie sich klar: Wenn jemand sagt, dass er noch nicht überzeugt ist von der Idee, kann dies auch etwas Gutes haben. Vielleicht sieht er Schwierigkeiten und Hindernisse, die es tatsächlich zu klären gibt. Oder der/die Andere sieht keinen Vorteil für sich. Dann ist die Frage: Müssen Sie ihn überzeugen? Oder gibt es andere Mitspieler, die Sie für sich gewinnen können?
Die offene Gegenfrage
Mit der offenen Gegenfrage räumen Sie Bedenken und Unsicherheiten aus. Sie erfahren auch, ob es sich um einen Vorwand handelt, der in Wahrheit besagen will "Ich habe keine Lust". Oder ob es ein tatsächlicher Einwand ist, der neue Probleme aufzeigen möchte. Sie signalisieren dem Anderen durch Ihre offen Frage, dass Sie an seiner Meinung interessiert sind. Sie erfahren den genauen Hintergrund des Einwands. Und helfen dem Anderen durch Ihre Fragen, die eigenen Antworten zu relativieren, zu konkretisieren - oder eine neue Problemlösung zu finden.
Tipp: Behandeln Sie Kritik oder Einwände als Anfrage nach weiteren Informationen. Das hilft, gelassen zu bleiben, und die Motivation hinter der Kritik zu verstehen. Möglicherweise handelt es sich tatsächlich um wichtige Informationen, die Sie bisher außer Acht gelassen haben. Vielleicht haben mehrere Menschen diese Befürchtung. Eine Problemlösung wäre somit erst möglich, wenn sie auf diese Ängste eingehen, oder sie sogar zerstreuen können. Fragen Sie nach. Lassen Sie den anderen erzählen, hören Sie gut hin. Fragen Sie weiter, Fragen Sie erneut nach.
Offene Gegenfragen
- Was meinen Sie mit „zu aufwändig / zu kostspielig“? Im Vergleich wozu ist es zu aufwändig / zu kostspielig?
- Wer genau sind "alle"? / Wer genau ist "keiner"? Woher wissen Sie das? Wer sagt dies außerdem noch? Kennen Sie seine Beweggründe?
- Erzählen Sie mir mehr von den Alternativen! (...) Welche Vorteile sehen Sie darin? (...) Welche Vorteile könnte unser Vorgehen dann haben?
- Wann wäre ein guter Zeitpunkt, dies / etwas anderes umzusetzen? Was wäre dann anders?
- Kennen Sie Beispiele, wo etwas ähnliches funktioniert hat?
- Was glauben Sie, warum hat dies dort funktioniert?
- Wenn Sie bei uns etwas verändern oder verbessern könnten, damit es funktioniert: Was wäre das?
Eine schöne Zukunft gemeinsam kreieren
Mit Fragetechniken können Chefärzte und Chefärztinnen besser mit Einwänden umgehen, Ideen durchsetzen, und ihre Mitarbeiter zur Problemlösung führen. Hypothetische Fragen entstammen den systemischen Fragetechniken. Sie folgen dem Grundmuster "Was wäre, wenn …?" und führen weg vom Problem, hin zu einer möglichen Problemlösung.
Hypothetische Fragen mit der "Was-wäre-wenn..."-Technik
- Was wäre, wenn das Problem bereits gelöst wäre? Was würden Sie/ wir dann machen? Wie würde sich das äußern in unserer Zusammenarbeit?
- Stellen Sie sich vor, wir würden hierfür plötzlich eine gute Idee finden? Was könnte das sein? Wie würde ein Außenstehender dies bemerken?
- Einmal angenommen, wir sind uns einig. Welche weiteren Schritte würden Sie gerne unternehmen?
Hypothetische Fragen negieren nicht die subjektiv erlebte Wirklichkeit des Gesprächspartners. Sie laden vielmehr dazu ein, ein, neue Denkpfade zu beschreiten. Aus den Antworten können Schritte zum Erreichen des Ziels abgeleitet werden. Hypothetische Fragen haben den Effekt, dass Mitarbeitende oder auch Patienten diese Schritte gedanklich ausprobieren und testen, ob die Effekte für sie erstrebenswert oder durchführbar sind. Bei Patienten kann dies zu einer Erhöhung der Compliance führen.
Erste Hilfe Tipps
Überprüfen Sie für sich: Welche Bedeutung hat das Problem: in einem Jahr? in fünf Jahren? in 10 Jahren? Manche Probleme rücken aufgrund anderer, dringlicher Notwendigkeit zur Problemlösung in den Hintergrund. Das soll nicht heißen, dass dieses Problem "verdrängt" werden soll. Es relativiert möglicherweise die Dringlichkeit und Schwere des Problems. Und öffnet Möglichkeiten zu einer (neuen) Lösungsfindung. Mehr Tipps persönlich erhalten und Probleme endlich lösen.
- Visualisieren Sie eine ideale Zukunft in 10 oder sogar 30 Jahren. Überlegen Sie, welche ersten Schritt Sie tatsächlich unternehmen können, um das Gewünschte zu erreichen
- Seien Sie offen für Neues. Hören Sie sich eine Idee bewertungs-frei an.
- Lassen Sie 30 Sekunden verstreichen, bis Sie antworten, wenn Sie eine Problemlösung oder neue Idee präsentiert bekommen.
- Fragen Sie sich für eine Problemlösung: "Wie können wir es erreichen?" (Anstatt zu denken „Erreichen wir das überhaupt?“).
- Tauschen Sie sich aus mit anderen, z.B. „Wie habt ihr es geschafft, ... einzuführen?“ Viele Menschen teilen gerne ihre Erfolge.
- Halten Sie Ausschau nach Problemlösungen. Sie müssen das Rad nicht neu erfinden. Wie haben andere eine Problemlösung gefunden?
- in anderen Krankenhäusern / Arzt-Praxen
- in anderen Branchen
- in anderen Ländern
Danke Foto von Simran Sood auf unsplash.com
Beitrag von Diana Runge, Gründerin docopulco & Online Coach für Chefärzt/innen