Der Weg ist das Ziel. Andererseits: Ohne das Ziel, Ihre Wunschfigur zu bekommen (mit einer konkreten Gewichtsvorstellung), oder ohne den Wunsch, wieder in ein bestimmtes Kleidungsstück zu passen oder in der Badesaison attraktiver auszusehen, hätten Sie möglicherweise keine Handlungen folgen lassen.
Insbesondere zum neuen Jahr setzen Mensche sich wieder Ziele. Was sie erreichen möchten / sollen, was sie haben oder tun möchten. Haben Sie das große Bild im Blick? Welches Verhalten ist förderlich, welches Verhalten müssten Sie lassen, um das gewünschte Ziel zu erreichen?
Ziele erreichen und gute Vorsätze
Für das neue Jahr nehmen sich viele Menschen vor, etwas zu ändern in ihrem Leben. Die Top-Drei-Vorsätze bzw. Ziele im deutschsprachigen Raum sind:
- Gesundheit verbessern: gesündere Ernährung, Sport treiben, mehr Bewegung, mit dem Rauchen aufhören, regelmäßig zur Vorsorge gehen, Stress vermeiden
- mehr Zeit und Beziehungspflege: für sich selbst, für die Familie, persönliche zwischenmenschliche Zeit statt Surfen im Netz
- umweltbewußter, nachhaltiger handeln: Bio-/Fairtrade Lebensmittel kaufen, regional einkaufen, öfter mal wieder Fahrrad fahren, stromsparende Geräte nutzen, "grüner" reisen, in "grüne Finanzen" investieren.
Berufliche Vorsätze: Als Chefärztin und Chefarzt erhalten Sie Zielvorgaben als finanziellen Anreiz und als Führungsinstrument. Anreize für Qualität, z.B. zeitnahes Absetzen des Arztbriefes, die Einführung neuer Behandlungsmethoden, oder die Weiterentwicklung der Klinik; und die Ausweitung von Leistungen in Form von wachsenden Fallzahlen oder einer Verbesserung des Case-Mix-Indexes.
Ziele des Krankenhauses / Spitals sollten hierbei tatsächlich klar definiert sein, und so formuliert werden, dass sie messbar, nachvollziehbar und erreichbar sind. Qualitative Ziele sind oftmals weicher formuliert: Die Patientenversorgung verbessern, ein motiviertes und vollständiges Team zu haben, beste Qualität zu bieten, die Reputation der Klinik zu steigern. Es ist empfehlenswert, jeweils die SMART Methode anzuwenden, um Ziele „konkret“ zu machen.
Ziele nach der SMART-Methode
- spezifisch: Ein Ziel sollte spezifisch definiert sein, z.B. die Steigerung der Patientenzufriedenheit ist ein unspezifisches Ziel. Die Steigerung der Patientenzufriedenheit beim Thema "kurze Wartezeiten" gegenüber Vorjahr um 2% oder auf den Wert xy, (bei einer vorliegenden Studie) ist spezifisch und messbar.
- messbar: Bleiben wir beim Beispiel "Gewicht": "Ich will abnehmen" ist erst einmal nur ein Wunsch. Messbar wird es, wenn ich eine bestimmte Gewichtsziel nenne in kg. Für Ihren ärztlichen Alltag bedeutet Messbarkeit z.B. der Patientenzufriedenheit: Bei Umfragen unter Patienten qualitativ z.B. mindestens die Note 1,5 zu erhalten, oder quantitativ 1.000 Patienten befragt zu haben für repräsentative Ergebnisse.
- attraktiv: Attraktiv für die Klinik, und idealerweise attraktiv für Chefärzte und Chefärztinnen. Zu Konflikten führt es häufig, wenn die Ziele nur für einen der beiden Mitspieler attraktiv sind. Wenn das Ziel auch persönlich attraktiv ist, sehen oder fühlen Menschen oft bereits den gewünschten Zustand.
- realistisch: Es gibt Vorgaben, die sind nicht realistisch. Das führt zu Frust auf beiden Seiten. Manchmal kann ein Ziel realistisch werden, wenn die Zeitspanne verändert wird. Wichtig ist, die Zielsetzung als Indikator anzusehen, ob man auf dem richtigen Weg ist. Möglicherweise muss man Maßnahmen ergreifen oder Strategien ändern, um das gewünschte Ziel zu erreichen.
- terminiert: Auch dies ist messbar: Ein fest definierter Zeitraum / ein klares Datum, an dem man überprüft, ob das Ziel erreicht wurde. Sinnvoll ist es, Meilensteine regelmäßig anzusehen (monatlich, quartalsweise, bisweilen sogar wochenweise).
Frust 1: "Kein Ergebnis" durch mangelnde Zielsetzung
Erfolg ist zu einem großen Teil „berechen-bar" (also Sie können Werte oder Zahlen definieren). Haben Sie Ihr Ziel oder Ihre Vision für die Klinik-Abteilung oder Ihre Praxis definiert? Was möchten Sie erreicht haben
-> in den nächsten 3 Jahren (oder noch langfristiger)?
-> in den nächsten 12 Monaten?
-> im nächsten Quartal?
-> in dieser Woche?
Wichtig: Wir überschätzen oft, was wir in einem Jahr erreichen können. Und unterschätzen, was wir in drei bis fünf Jahren erreichen können. Also bleiben Sie dran!
Die Macht der Zielsetzung lt. Harvard-Studie unter Studien-Abgängern:
Die Ergebnisse der Studie lauteten:
- 14% der Studienabgänger hatten eine klare Zielsetzung. Ihr durchschnittliches Einkommen lag im Schnitt dreimal so hoch wie das der ersten Gruppe, die keine Zielsetzung hatten.
- 3% der Studienabgänger hatten nicht nur klare Ziele formuliert, sondern diese auch schriftlich aufgeschrieben. Mit der Folge: Sie verdienten im Schnitt zehnmal so viel.
Machen Sie Ihre Planung spezifisch, messbar und terminiert.
Frust 2: Zu früh aufgegeben
Ein brennendes Verlangen, Ausdauer und Disziplin werden an vielen Stellen als Garant des Erfolgs gesehen. Ein „Nein“, oder auch ein Scheitern gehört dazu. „Wahnsinn ist, immer das gleiche zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten.“ (Albert Einstein)
Produktive Failure: Thomas Alva Edison fand über 9.000. Wege, wie es NICHT geht, und liess sich dennoch nicht davon abbringen, sein Ziel weiter zu verfolgen: Eine Glühbirne zur marktreife zu entwickeln. Heutzutage wird dies als „Productive Failure“ bezeichnet, die Mischung aus Trial and Error, und lösungsorientiertem Denken.
Unaufhaltbar sein: Denken Sie an das, was Sie erreichen wollen: Was ist Ihr Ziel, und warum lohnt sich der aktuelle Schmerz? Fehlschläge sind Möglichkeiten, zu lernen, zu wachsen, einen anderen oder möglicherweise einen besseren Weg zum Ziel zu finden. Apple-Gründer Steve Jobs, Walt Disney oder Enrico Caruse haben Misserfolge erlebt, und sich dennoch nicht aufhalten lassen.
Frust 3: Keine Nachhaltigkeit
Kennen Sie das? Sie starten mit den besten Intentionen, haben eine klare Vorstellung, eine kühne Vision, haben sich Ziele gesetzt - und dann schleicht sich ein operatives "Abarbeiten" ein, und die Zielsetzungen werden nach und nach verschoben auf einen späteren Zeitpunkt.
Nicht ablenken lassen, fokussiert bleiben: Ob beim Sport, zum neuen Jahr, in einer neuen Tätigkeit - die Euphorie ist meistens groß, etwas Neues zu erreichen. Dann kommt der Alltag. Mit all seinen Ablenkungen, administrativen Erfordernissen, ungeplanten zusätzlichen Aktivitäten und Themen, die länger dauern als ursprünglich gedacht. Es ist wichtig, "dran zu bleiben". Regelmäßig die Fortschritte zu kontrollieren. Sich bei Ablenkungen und Abweichungen ohne Vorwürfe wieder auf den Weg zu begeben.
Prüfen Sie nach der geplanten Halbzeit: Wie sieht Ihre Bilanz aus im Hinblick auf Ihre Zielerreichung? Ein klassischer Soll-Ist-Abgleich zeigt schonungslos die Ergebnisse. Wenn der Abgleich passt: Herzlichen Glückwunsch. Wenn nicht, erhalten Sie hier ein paar Tipps, Ihre Ziele nachzuhalten und leichter zu erreichen.
Ziele regelmäßig in den (Arbeits-)Alltag integrieren
- Täglich: am Besten tragen Sie täglich morgens in Ihren Kalender Ihr wichtigstes Tagesziel / Ihre Hauptaufgabe ein und arbeiten konsequent an diesem einen Ziel. definieren Sie hierzu Ihre Hauptaufgaben (und ggf. wer Sie dabei unterstützen kann)
- Monatlich: Ihre Jahres-Zielplanung vorausgesetzt: Überprüfen Sie monatlich Ihre Zielerreichung. Tragen Sie einen festen Monats-Termin ein im Kalender von z.B. 1,5 Stunden. Überlegen Sie monatlich, ob Sie Ihre Strategie beibehalten oder anpassen möchten: welche Maßnahmen tragen zur Zielerreichung bei?
- QUARTAL: ein Quartalstermin, ggf. im Team oder mit anderen Bereichen, unterstützt bei größeren Zielen. Heben Sie 1-2 Erfolge hervor, auch wenn sie Ihnen klein erscheinen sollten. Dies schärft den Blick auf Chancen: Worauf sind Sie stolz? Was ist gut gelungen? Was hat erstmals funktioniert?
- Jahr: Schauen Sie Ihr Jahres-Fazit an. Dies muss nicht unbedingt am Jahresende sein, sondern kann z.B. rückblickend für die letzten 12 Monate sein: Womit sind Sie unzufrieden, im Ergebnis oder in der Situation? Was möchten Sie ändern?
Meine Erste-Hilfe-Tipps
Ein Ziel zu erreichen ist kein Selbstzweck. Es verschafft Befriedigung, Freude und Stolz. Weil man über sich hinaus gewachsen ist. Sich etwas zugetraut hat. Seinen Mitarbeitern vertrauen konnte. Weil man sich beruflich oder privat etwas vorgenommen hatte. Persönliche Unterstützung bei Ihrer Zielerreichung erhalten Sie hier.
- Schriftlich darlegen: Schreiben Sie Ihre Ziele auf. Das ist verbindlicher, messbar und motiviert zur Umsetzung. (Erinnern Sie sich an die o.g. Ergebnisse der Harvard-Studie)
- Setzen Sie sich Zwischenziele: Einen Marathon können Sie auch nicht „von jetzt auf gleich und auf einmal“ laufen. Wenn Sie mit kleinen Etappen starten, und diese steigern, so ist es durchaus möglich, auch für Ungeübte. Erstellen Sie Ziele pro Monat, und pro Woche.
- Motivierend formulieren: Wenn Sie ein Ziel erreichen wollen, prüfen Sie, ob es tatsächlich "Ihr" Ziel ist. Haben Sie ein Ziel übernommen (von Ihrem Vorgesetzten, Ihrem Partner, Ihren Eltern?). Gestalten Sie das Ziel neu. Es sollte Sie so erfreuen, dass Sie darüber auch nachts reden können, wenn Sie dazu gefragt werden. Es sollte Sie begeistern, so dass Sie auch Durststrecken mühelos in Kauf nehmen.
- „immer im Blick": Hängen Sie sich Ihr Ziel dorthin, wo Sie es täglich sehen können. (Auch private Ziele - je nach dringlichem Wunsch an Ihren Badezimmer-Spiegel, auf den Schreibtisch, an den Kühlschrank...)
- Visuell darstellen: Kombinieren Sie Ihr Ziel oder Ihren Zielsatz mit einem Bild oder Foto. Sie können es auch als Mind-Map gestalten, auf farbigem Papier ausdrucken, oder sich ein Symbol dafür auf den Schreibtisch stellen.
Danke: Foto von matt duncan auf unsplash.com
Beitrag von Diana Runge, Gründerin docopulco & Online Coach für Chefärzt/innen